„Ist Gleichheit gerecht?“

Soziale Arbeit ist eine sozialpolitisch fundierte Disziplin. Doch in der Sozialpolitik herrschen seit einiger Zeit Konflikt und Konfusion über die Frage zur Frage, welche Rolle der Wert der „Gleichheit“ spielen soll. Entsprechend irritiert ist auch die Soziale Arbeit. Die Kontroverse verläuft zwischen einer pragmatischen Dienstleistungsorientierung, die Sozialpolitik und Soziale Arbeit vor allem durch Sachzwänge bestimmt sieht, und der Vorstellung, dass Sozialpolitik vor allem Menschenrechte sichern und Soziale Arbeit als „Menschenrechtsprofession“ auftreten soll.

 

Die Kontroverse ist deshalb so unübersichtlich, weil in den verschiedenen Gerechtigkeitsvorstellungen der Stellenwert von Gleichheit sehr unterschiedlich ausfällt. Praktische Gleichheitskonflikte finden sich beispielsweise in der Schulpolitik (Gemeinschaftsschulen vs. gegliedertes Schulsystem), Gesundheitspolitik („Zwei-Klassen-Medizin“), Behindertenpolitik (Vollintegration vs. Sonderförderung) oder Grundsicherung (Grundeinkommen für Alle vs. Bedarfsorientierung). Eine mögliche Lösung für diese Gleichheits-Konflikte bietet das Konzept der „Inklusion“ – es meint, dass alle Bürger Zugang zu allen Sphären (Funktionssystemen) der Gesellschaft haben müssen und dass dies von Sozialpolitik und Sozialer Arbeit abzusichern ist. Gleichheit würde also bedeuten, dass dieser Zugang immer wieder aufs Neue für Alle ermöglicht werden muss. Doch was heißt das konkret und praktisch?

 

Die diesjährige studentische Fachtagung zur Sozialpolitik soll mit Gästen aus Wissenschaft, Politik und Sozialer Arbeit ein Forum für Diskussionen bieten, die Alltagserfahrungen, politische Positionen und theoretische Perspektiven verbinden.